Samstag, 28. Januar 2012

Ich hasse mieses Karma

ISS Dome. Eishockey. Wir verpassen den Anpfiff, dafür haben wir Bier.

Stehplätze hinter Pfanne und Bigfoot. Das steht auf ihren Trikots. Pfanne und Bigfoot drehen sich um. Diese Fantouristen würden sie sich denken, wenn sie wüssten, dass wir uns selbst so bezeichnen.
Pfanne und Bigfoot denken wir uns und lächeln.
Dafür sind wir hier.

Ein Pfiff. Strafminuten. Der Vorwurf: Übertriebene Härte.
Dafür sind wir noch viel lieber hier.
11,80 Euro für ein bisschen schubsen. Und wir sind vorbereitet. Ein Bericht im Vorfeld über zwei russische Eishockey-Mannschaften die schon beim Aufwärmen aneinander geraten. Man muss eine gesunde Lebenseinstellung haben, um das köstlich genug zu finden um sich zu amüsieren.

Dafür sind wir hier.

Während Pfanne und Bigfoot die Tore zählen, zählen wir die Body - und Bandenchecks.
Wir schwimmen im Rausch dieser Masse und erfreuen uns an dem bloßen Sein. Und dem Bier.
Und Pfanne und Bigfoot.

Erste Spielzeit. Es heißt dreimal "Übertriebene Härte". Nicht der Rede wert, finden wir. Erstes Bier.

Zweite Spielzeit. Wir dürfen feststellen, "Übertriebene Härte" ist ein sehr dehnbarer Begriff. Nichts. Drittes Bier.

Letzte Spielzeit. Ernüchterung. Noch 6 Minuten. Viertes Bier.
Das fällt jetzt meinem Karma auch auf und schickt mich vorsorglich auf die Toilette.

Wichtig also anscheinend für den weiteren Spielverlauf: Ich verlasse den Rang.

Keine Sekunde später, so muss es gewesen sein, geht es los.
Er schubst.
Er schubst zurück.
Dann wollen alle mal schubsen.
(schubsen ist übrigens mit Kufen unter den Sohlen auf dem Eis noch viel lustiger, wenn man mal ehrlich ist.)

Die Schiedsrichter mittendrin. Man schiebt sich schubsenderweise quer über die Spielfläche. Die Handschuhe und Schläger fliegen hinterher. Ein Gedicht. Dafür sind wir hier.

Ich nicht.

Als mein Karma und ich zurückkehren, ist das Spielfeld leer.

Wieder ein Moment mehr im beschaulichen Leben also, wo plötzlich alles passiert, wenn man mal kurz nicht hinsieht, vorher aber die Welt hat wissen lassen, dass man eigentlich nur auf das, was man gleich verpassen wird, gewartet hat.

Mieses Karma also,

oder des einen miesen Karmas, ist des anderen Glück. Von mir aus. Für euch.


Horst.

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